apano-Stimmungsindex
mit dem gestrigen Kursfeuerwerk begrüßten die Investoren die neue Ära: ab jetzt darf von Zinssenkungen geträumt werden, zumindest liegt die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Anhebung durch die US-Notenbank im Dezember nun bei 0 Prozent. Zwar wird die FED versuchen, verbalrhetorisch jegliche Euphorie einzudämmen, aber es ist ja kein Selbstzweck der Notenbanken, die Wirtschaft mit nicht mehr erforderlichen weiteren Anhebungen abzuwürgen. Der Optimismus der Börsianer bekommt heute aus drei Quellen weitere Nahrung: im US-Repräsentantenhaus ist es Speaker Michael Johnson gelungen, einen vorläufigen Haushaltsplan vorzulegen, der von den meisten Abgeordneten beider Parteien akzeptiert wurde. Somit ist das Risiko eines US-Shutdowns zumindest bis 19. Januar vom Tisch. China meldete heute früh um 7,6% gewachsene Einzelhandelsumsätze im Oktober im Vergleich zu 10/2022, erwartet waren +7%. Auch die Industrieproduktion wuchs mit 4,6% im Vorjahresvergleich schneller als mit 4,4% prognostiziert. Freilich haben sich die Investitionen in Ausrüstungsgüter und Immobilien schwächer entwickelt als erwartet. Die chinesische Zentralbank hat heute früh entschieden, dem Bankensystem mit umgerechnet 200 Mrd USD mittels MLFs (Medium Term Facilities) die höchste Liquidität seit 2016 zuzuführen, um das Wirtschaftswachstum anzuschieben. Zudem bleibt die Option einer Zinssenkung durch die PBoC auf der Agenda. In Großbritannien sind die Verbraucherpreise mit +4,6% nach 6,7% im September auf die niedrigste Steigerungsrate seit 2021 gesunken.
Heute relevant wird das Treffen von Joe Biden und Xi Jinping. Die Marktteilnehmer hoffen auf Entspannungssignale, was denkbar ist, denn beide Seiten sind derzeit aus wirtschaftlichen Gründen nicht an einer Verschärfung der bestehenden Spannungen interessiert: China braucht die US-Bürger als Konsumenten für seine Exporte und die USA brauchen den Gläubiger China zur Finanzierung ihre Staatschulden. Die Zinsen verharren heute früh auf dem deutlich ermäßigten Niveau von gestern Nachmittag. Konjunkturseitig relevant werden heute die US-Einzelhandelsumsätze und -Produzentenpreise.
Die gestrige Rallye wurde insbesondere getragen von den lange vernachlässigten Nebenwerten, von den zinssensitiven Immobilienaktien und den zuvor besonders gebeutelten Branchen wie dem Clean Energy - Sektor. Das indiziert, dass auch viele Shorteindeckungen vorlagen. Heute früh kletterten die Kurse in Fernost massiv – der Hang Seng Tech Index z.B. legte um 4,5% zu – freilich erfolgte der Großteil dieser Bewegung bereits gestern im außerbörslichen Offshore-Handel. Europa begann euphorisch, auf dem hohem Niveau hat sich aber das Tempo etwas verlangsamt. Das psychologische Problem für Investoren: die immer noch hohen Zinsen und die nur sehr moderat wachsende Weltwirtschaft rechtfertigen eigentlich keine neuen Allzeithochs. Davon ist aber z.B. der STXE 600 NR nur noch 3,5% entfernt. In Asien notiert der Nikkei lediglich noch 1% unter seinem höchsten Stand seit 1990. Großen Aufholbedarf haben jedoch viele Nebenwerte.
Ein wenig wurde heute früh die Begeisterung der Anleger dadurch gedämpft, dass die Industrieproduktion in der Eurozone im September mit -1,1% ggü. August noch schwächer ausfiel als erwartet (-6,9% zum Vorjahr / Prognose war -6,4%). Pessimisten gehen sowieso davon aus, dass sich die Folgen der hohen Zinsen noch gar nicht voll entfaltet haben. Wir sind im apano Global Systematik derzeit mit 80% investiert. Tendenziell sind wir auch bereit, mit den guten Nachrichten von gestern und heute noch etwas höher zu gehen. Zugleich haben wir aber enge neue Stopp Loss - Limite gelegt.
Der APX springt seit gestern Mittag um 26 Punkte nach oben: +2 bringen die freundlichen Kurse in Südeuropas Staatsanleihen. Die US-Staatsanleihen dürften sich endgültig vom Rentencrashmodus befreit haben (+6), Kupfer +8. EM-Bonds/-Anleihen +2. DAX/STXE +8.