Zum Hauptinhalt springen

apano-Stimmungsindex

die gestrige Börsenrallye verlor in Europa viel an Euphorie, nachdem Christine Lagarde vor die Mikrofone trat.

die gestrige Börsenrallye verlor in Europa viel an Euphorie, nachdem Christine Lagarde vor die Mikrofone trat. Sie sagte, dass das Thema Zinssenkungen auf der EZB-Sitzung überhaupt nicht diskutiert wurden. Es gäbe keinerlei Anzeichen für eine sinkende Binneninflation. Auch gäbe es keinen Rückgang beim Lohndruck. Das klang komplett anders als das, was Jerome Powell am Mittwochabend zur Lage in den USA sagte. Bemerkenswert zudem, dass die EZB ihre Wachstumsprognosen für die Eurozone absenkte: von 0,7% auf 0,6% für 2023 und von 1% auf 0,8% in 2024. Zwar gehen auch ihre Inflationserwartungen zurück – von 5,1% auf 5,0% in 2023 und von 2,9% auf 2,7% in 2024. Da ihr aber hierfür bislang die Beweise fehlen und der Status Quo viel zu hoch ist, bleibt sie auf Kurs und widersetzt sich jeglicher Zinssenkungsforderung. Akut zeigt sich also das Szenario einer „Stagflation“ in Euroland, ganz anders als in den USA, wo das Soft Landing ausgezeichnet funktioniert. Das hat dort viel mit Lohnzurückhaltung und markant billigeren Energiepreisen zu tun. Zudem will die EZB die PEPP-Wiederanlage ab Beginn des 2. Halbjahres und damit früher als bislang verlautbart kürzen, um ihre aufgeblähte Bilanz zurück zu stutzen. Ende 2024 soll das Pandemie-Notfallprogramm dann komplett eingestellt werden. Das ist wichtig und richtig, wird aber die Liquidität im Euroraum verringern und kann Spannungen am Bondmarlt auslösen, was insbesondere Italien als Hauptnutznießer betrifft.

Der Kuranstieg in den USA setzte sich gestern erwartungsgemäß fort, aber es darf vermutet werden, dass dahinter viele Shorteindeckungen standen. Denn die stärksten Performer waren Nebenwerte (Russell 2000) und Solaraktien. Die Megacaps haben sogar geschwächelt – ihre besondere Robustheit wird anscheinend nach dem großen Zinsrutsch nicht mehr benötigt. Stattdessen profitieren jetzt stark verschuldete und zyklische Unternehmen.

China vermeldete heute früh mit +6,6% ggü. Vorjahr für November den stärksten Industrieausstoß seit fast 2 Jahren und übertraf damit die Analystenschätzungen (+5,6%). Jedoch verfehlten die Einzelhandelsumsätze trotz eines Anstiegs von 10,1% die Prognosen (+12,5%). Bei beiden Werten ist jedoch der Covid-Basiseffekt zu berücksichtigen. Damals befand sich China noch im Lockdown. Die Investitionen in Infrastruktur und Gewerbe stiegen im Jahresvergleich um ca. 6%, Immobilieninvestitionen fielen hingegen um 9,4%. Auch die Preise für Neubauten sanken im November erneut und damit den fünften Monat in Folge. Freilich haben Peking und Shanghai gestern die Bedingungen für Immobilienerwerb gelockert, indem sie die Eigenkapitalanforderungen gesenkt haben. Die Börsen in Festlandchina reagierten mit weiteren Abschlägen, obwohl Chinas Notenbank ankündigte, viel frisches Cash in die Wirtschaft zu pumpen. In Hongkong hingeegn legte der Hang Seng Tech um 2,3% zu.

Heute läuft ein rekordhoher Betrag von 3,1 Mrd an noch offenen Optionen aus. Das meiste davon wird wohl ins neue Jahr gerollt. Die letzten Verfalltermine hatten keine Friktionen ausgelöst, trotzdem kann sich das noch heute Nachmittag oder am Montag bemerkbar machen. Vorhin kamen wichtige Daten zur Stimmung der Wirtschaft in der Eurozone: der HCOB Composite PMI liegt mit kontraktiven 47,0 unter dem Oktober (47,6) und unter den Schätzungen – die Analyten hatte eine leichte Aufhellung auf 48 erwartet. Insbesondere bei der Service-Komponente trübt sich die Stimmung weiter ein. Ein Konjunkturfrühindikator – die Chemiebranche – hat sich soeben erneut pessimistisch zu den Aussichten für 2024 geäußert. Zugleich steigen die Arbeitskosten in der Eurozone munter weiter… uns gefällt die Gemengelage an Europas Börsen nicht. Allzeithochs, trübe Aussichten für Inflation und Wirtschaft und eine strikt restriktive EZB. Wir haben die Europa-Quote deshalb nun taktisch um ein Drittel abgesenkt.

Heute Nachmittag werden die Einkaufsmanagerindizes aus den USA relevant.