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apano-Stimmungsindex

Täglicher Kommentar der apano-Fondsberater

der Pessimismus der Investoren ist laut einer Umfrage der Bank of America mittlerweile auf dem höchsten Stand seit der Finanzkrise. Goldman Sachs, die in der Regel recht zuversichtliche Prognosen abgeben, haben ihr Jahresendziel für den S&P von 4300 auf 3600 gekappt. Sie begründen dies nicht mit Gewinneinbrüchen, sondern mit der (fairen) Bewertung, die in Anbetracht der gestiegenen und weiter steigenden Zinsen nach unten angepasst werden müsse. Die 10jährigen US-Staatsanleihen stehen mittlerweile bei 3,70%, die 1-2jährigen Pendants bei 4,10%. Die HSBC warnt davor, Europa wegen seiner relativ niedrigeren Bewertung ggü. den USA zu bevorzugen. Im Gegenteil: die für Europa von Russland ausgehenden Beeinträchtigungen bei Energie und Nahrungsversorgung sowie das geopolitische Risiko ergäben kein attraktives Chance-Risiko-Profil im Vergleich zu den USA. BlackRock warnt davor, defensive Aktien zu kaufen nur aufgrund ihres Geschäftsmodells – es sei vielmehr darauf zu achten, ob das Unternehmen in der Lage sei, sich ausreichend vor eventuell noch weiter steigenden Energiepreisen zu schützen u/o ob es weniger anfällig sei, falls es zu Rationalisierungen komme. „Strategisch unverzichtbare Branchen“ seien zu bevorzugen. Dass diese Sorge nicht aus der Luft gegriffen ist, bestätigt VW: der Autokonzern denkt laut darüber nach, Produktionsstandorte zu verlagern, falls die Energiekrise nach dem Winter anhalte. Volkswagen hat das Problem, mit Tschechien und der Slowakei zwei Standorte zu haben von Staaten, die derzeit noch auf russisches Gas angewiesen sind. Dies trifft hingegen aber z.B. für den Produktionsstandort Spanien weniger zu. Den US-Börsen gelang es gestern nicht, sich von ihrem Kurseinbruch am Mittwoch zu erholen und derzeit deuten die Futures auf weitere Abgaben zum heutigen Handelsstart hin. Weder Asien gelang es, dem Abwärtsstrudel heute früh zu stoppen, noch Europa. Vor diesem Nachrichtenhintergrund ist es kein Wunder, dass der MSCI All Country World Index heute auf einem neuen Zweijahrestief steht. Wir haben gestern Vormittag kurz nach Beginn des Abflauens der intraday-Erholung wie für diesen Fall avisiert zu guten Kursen die long-Seite gekappt, indem wir 5% ESX verkauften. Gegen Abend haben wir dann noch 3% USA veräußert, nachdem sich herauskristallisierte, dass die erhoffte Erholung ausbleibt. Der aktuelle Investitionsgrad des apano Global Systematik liegt bei 30%. Das Fondsziel, ein Aktienfonds für vorsichtige Investoren zu sein, ist zuverlässig gewährleistet. Trotzdem erwägen wir noch eine weitere Reduktion, um der zunehmenden Abwärtsdynamik der Märkte auszuweichen. Nicht mehr Punkte relevant, aber auffällig im apano-Stimmungsindex ist die Schwäche des Kupferpreises. Rohstoffe leiden unter dem haussierenden US-Dollar, der mittlerweile wieder in eine Übertreibungsphase getreten ist. Eine solche Verwerfung bewerten wir stets negativ, was den Index 2 Punkte kostet. Die Volatilitätsindizes von S&P und DAX ziehen zwar weiter an, zeigen aber bislang keine Anzeichen von Panik, ebenso wenig wie die Creditspreads. Bei STXE 600 und DAX hat die Schlacht um die letzte Bastion begonnen: beide Indizes rutschen momentan unter ihre Tiefs von März und Juni. Die Gravitation hat also gesiegt – die Kurse wollten dahin. Nun ist es spannend, ob es genügend Antizykliker gibt, die darauf setzen, dass Europa zum dritten Mal in 2022 auf diesem Niveau die Kurve bekommt. Das könnte noch gelingen, falls die US-Börsen heute Nachmittag einen Boden finden und drehen – zur Stunde sieht es freilich nicht danach aus.

 

Mit dem apano-Stimmungsindex berechnet apano Investments seit 2012 täglich die globale Marktstimmung und steuert damit u.a. die hauseigenen Investmentfonds „apano HI Strategie 1“ und „apano Global Systematik“.